Der Schweif

Lesen: 

3 min

Geistergeschichte aus West Virginia, USA.

Ein Jäger war den ganzen Tag unterwegs gewesen, ohne ein einziges Wild gefunden zu haben. Als er mit seinen Hunden in die Hütte zurückkehrte, war er hungrig, hatte aber nichts zu essen. Doch als er die Tür schloss, sah er, dass etwas auf dem Tisch lag. Es war ein seltsames Tier, etwa so groß wie ein Hase, mit einer Vielfraßnase, Fuchsohren, Eulenaugen und einem Körper wie ein Affe. Es war mit struppigem rotem Haar bedeckt und hatte lange Krallen an Zehen und Fingern. Um ihn herum lag auf dem Tisch ein langer Schwanz, der wie eine ruhende Klapperschlange zusammengerollt war. Der Jäger dachte, dass dieses seltsame Erbrochene besser sei als nichts, also nahm er die Axt und warf sie auf die Kreatur. Das Tier war schnell und sprang weg, doch der Schwanz wurde getroffen und abgeschnitten. Es blieb auf dem Tisch liegen, während das Tier aus der Hütte durch den Schornstein zum Ofen schlüpfte.

Zufrieden, dass er wenigstens etwas zum Abendessen bekam, kochte der Jäger den Schwanz und aß ihn. Dann ging er zu Bett, ohne weiter darüber nachzudenken, was am Abend in der Hütte passiert war. Doch irgendwann nach Mitternacht hörte er etwas an der Tür kratzen und eine Stimme flüsterte: „Mein Schwanz, mein Schwanz! Gib mir meinen Schwanz zurück!“ Der Jäger öffnete die Tür, konnte aber in der Dunkelheit nichts sehen. Er ließ einen seiner Hunde heraus, um den Eindringling zu verscheuchen, doch der Hund kam nicht zurück und der Jäger ging wieder zu Bett. Nach einer Weile erwachte er durch ein Kratzen am Fenster und eine Stimme flüsterte: „Mein Schwanz, mein Schwanz! Gib mir meinen Schwanz zurück!“ Hunter flog herbei und ließ seinen zweiten Hund raus, aber wie der erste kam auch dieser nicht zurück. Nach einem weiteren Moment hörte der Jäger das Rascheln des Schornsteins und eine Stimme flüsterte: „Mein Schwanz, mein Schwanz! Gib mir meinen Schwanz zurück!“ Da der Jäger nun keine Hunde mehr hatte, zog er sich die Decke über den Kopf und versuchte wieder einzuschlafen. Doch im selben Moment wurden ihm die Decken weggezogen und als er auf das Fußende seines Bettes blickte, konnte er das seltsame Tier sehen, das dort saß und ihn anstarrte. „Mein Schwanz, mein Schwanz! Gib mir meinen Schwanz zurück!“ zischte es und starrte ihn mit seinen gelben Eulenaugen an. „Ich habe deinen Schwanz nicht mehr“, zwitscherte der Jäger. „Ja, das hast du“, zischte das Tier. „Man muss nur an der richtigen Stelle suchen. Dann flog das Tier auf den Jäger zu und riss ihn mit seinen langen Krallen auf.

So heißt es jedenfalls, denn der Jäger war am nächsten Morgen weg, aber seine Hütte war mit Blut befleckt, und an manchen Abenden sah man auf dem Dach der Hütte ein seltsames Tier tanzen, mit einem langen Ringelschwanz dahinter.

Als gelesen markieren: 

Home